Die Octopus Karte in Hongkong
Hinter dem kreativen Begriff Octopus Karte in Hongkong verbirgt sich ein elektronisches Zahlungsmittel in Hongkong, das in der chinesischen Stadt allgegenwärtig und weit verbreitet ist. Viele Einheimische und auch Reisende nutzen die Karte für ihre Einkäufe in Supermärkten, zur Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, beim Ziehen eines Getränks am Automaten oder beim Besuch eines Fast-Food-Restaurants. Fast überhall kann diese Karte gezückt werden, die ein bargeldloses Zahlen ermöglicht. Die lästige Suche nach Kleingeld entfällt damit. Die Octopus Karte wird aufgeladen, beim Einkauf über das Lesegerät gehalten und der exakte Betrag wird von dem Guthaben abgebucht.
In Hongkong weit verbreitet
Bei der Octopus Karte in Hongkong handelt es sich um eine berührungslose Chipkarte, die im Herbst 1997 als erste Fahrkarte dieser Art weltweit für die städtische U-Bahn vorgestellt worden ist. Inzwischen können mit ihr jedoch nicht nur die öffentlichen Verkehrsmittel genutzt werden, sondern auch in vielen Geschäften und Restaurants ist ein bargeldloses zahlen mit der Octopus Karte möglich. Beim Einkaufen von Lebensmitteln oder beim Bezahlen der Parkgebühren kann sie beispielsweise gezückt werden. Inzwischen wird sie von nahezu 300 Dienstleistungsfirmen akzeptiert und mehr als 20 Millionen Karten sind derzeit im Einsatz, weshalb das Octopus-Prinzip eine der erfolgreichsten elektronischen Zahlungsverkehrssysteme der Welt darstellt. Mit einem Bevölkerungsanteil von 95 % wird sie von fast jedem Einwohner zwischen 16 und 65 Jahren in Hongkong genutzt. Dazu kommen noch viele Urlauber, die ihren Vorteil erkannt haben. Über 12 Millionen Geschäftsvorgänge finden mit ihr insgesamt täglich statt, wobei sich die Höhe der Transaktionen auf mehr als 130 Millionen Hongkongdollar beläuft.
Leicht zu erwerben
Die Octopus Karte ist im Unterschied zu einer herkömmlichen Maestro- oder Kreditkarte anonym. Der Nutzer muss sich beim Kauf nirgendwo registrieren lassen und auch ein Ausweis muss nicht vorgelegt werden. Unkompliziert und schnell kann sie an den Schaltern der Haltestellen der Kowloon-Canton Railway oder Mass Transit Railway bezogen werden. Die Karte wird allerdings nicht gekauft, sondern der Nutzer leiht sie sich nur aus. Bei jedem Kartenerwerb fallen Kosten von circa 5 Euro an, die als Pfand für die Octopus Karte dienen. Wenn die Karte verloren wird, entfällt lediglich das Guthaben, welches auf der Karte in dem Moment gespeichert gewesen ist. In dem internen Speicher der Octopus Karte sind keine Informationen des Nutzers gespeichert. Von dieser Regel ausgenommen ist lediglich die „personalisierte Octopus Karte“. Sobald die Karte wieder zurückgegeben wird, erhält der Nutzer den gesamten Pfandbetrag sowie das verbleibende Restguthaben der Karte zurück. Nur eine kleine Rückgabegebühr wird aufgelegt. Außerdem werden Armbanduhren angefertigt, welche an den Service-Schaltern der MTR sowie in den Seven-Eleven-Shops gekauft werden können. Zur Bezahlung wird ausschließlich die chinesische Landeswährung akzeptiert.
Wie und wo die Karte genutzt werden kann
Die Octopus Karte wird vornehmlich für den öffentlichen Nahverkehr eingesetzt, aber kann auch für einige Geschäfte wie Seven-Eleven oder Restaurantketten wie Starbucks oder McDonald’s verwendet werden. Obwohl dieses elektronische Zahlungsmittel anonym ist, besitzt jede einzelne Karte eine einmalige Seriennummer. Daher wenden sie einige Gebäude auch zur Zutrittskontrolle an. So können nur Personen, die über eine im System registrierte Karte verfügen, den jeweiligen Komplex betreten. Um die Karte einzusetzen, ist keinerlei Berührung mit dem Kontaktpunkt erforderlich. Auch durch herkömmliches Material wie Leder oder Baumwolle funktioniert sie einwandfrei. Lediglich ein Mindestabstand von mehreren Zentimetern muss bestehen. Für die Abbuchung des entsprechenden Guthabens benötigt das System nur 0,3 Sekunden. Da der Betrag mithilfe eines Teilstreckenverfahrens abgebucht wird, benötigt der Kartenleser nicht eine Standverbindung zu einem zentralen Computer oder einer Datenbank. Stattdessen werden die Informationen gespeichert und einige Stunden später mithilfe eines Computers abgebucht. Teilweise werden sie auch mit einem Verrechnungsgerät ausgelesen. Verantwortlich für diesen Prozess ist das private Unternehmen Creative Star Limited, das den Kontenausgleich zwischen den Betreibern und dem Octopus-System ermöglicht. Aufgrund dieses Aufgabenbereiches kann die Creative Star Limited Zahlungen von der Hong Kong Monetary Authority einnehmen.
Verschiedene Kartenarten der Octops Karte
Von der Octopus Karte gibt es verschiedene Varianten. Zu der Kategorie der Standardkarten gehören die Karten für Kinder, Erwachsene und Rentner. Die Kinderkarte ist für den Nachwuchs von einem Alter zwischen drei und elf Jahren geeignet. Diese Karte kostet circa 7 Euro und wird mit einem kleinen Guthaben verkauft. Von ihr wird das Beförderungsentgelt abgezogen, sofern dieses erhoben wird. Die Standardversion der Octopus Karte ist hingegen die Karte für Erwachsene, welche circa 14 Euro kostet und ebenso bereits ein Guthaben aufweist. Da Rentner teilweise für die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs weniger Geld bezahlen müssen, gibt es eine besondere Octopus Karte für Rentner. Wenn keine gesonderten Tarife für Rentner zur Verfügung stehen, wird für Senioren der Erwachsenentarif erhoben. Relativ neu ist die personalisierte Octopus Karte, welche nicht anonym ist. Stattdessen enthält sie Bankkontodaten des Inhabers, damit eine automatisierte Aufladung oder eine automatische Bezahlung möglich ist. Sollte das Guthaben einmal aufgebraucht sein, lädt sich diese Karte selbstständig mit weiteren 250 Hongkongdollar auf, was circa 24 Euro entspricht. Um einen Missbrauch zu verhindern, kann die personalisierte Hongkong Karte gesperrt werden. Innovativ präsentiert sich die spezielle Octopus-Karte, bei der es sich um eine Armbanduhr handelt. Diese Uhr hat im Plastikarmband einen Octopus-Chip. Der Nutzer muss mit diesem nur den Kartenleser streifen und schon wird der Chip aktiviert. Das Mobilfunkunternehmen Nokia hat ein besonderes Octo-Phone entworfen, das den Chip im Cover des Telefons enthält.
Welche Technik steckt hinter der Octopus Karte?
Entwickelt wurde das Octopus-System von dem Unternehmen AES Prodata Limited, welche eine Mitglied der Unternehmensgruppe ERG Group of Companies mit dem Hauptsitz in Australien ist. AES Prodata übernimmt die Verantwortung für den Aufbau, den Betrieb, die Auslegung, die Finanzierung und die Wartung des Octopus-Systems. Hinter der Octopus Karte steckt die RFID-Technik, sodass lediglich die Nähe des Kartenlesers erforderlich ist und kein direkter Kontakt. Als Mikrochip wird der FeliCa-Chip verwendet. Um die Informationen über die Abbuchungen weiterzuschicken, sind die Kartenleserstationen mit lokalen Netzwerken ausgestattet. Diese Netzwerke sind mithilfe eines Frame Relay-Weitverkehrsnetzes mit der Zentrale im Hafen von Kowloon verbunden. Dort werden jegliche Abbuchungen, Transaktionen, Aufladungen und Statistiken verwaltet, welche von den vielen unterschiedlichsten Dienstleistungsanbietern übermittelt werden.
Ähnliche Kartensysteme in anderen Regionen der Welt
Aufgrund des großen Erfolges der Octopus Karte in Hongkong, wird dieses System auch in anderen Städten der Welt eingesetzt. So gibt es seit dem Jahr 2000 in Helsinki die Matkakortti. Nur ein Jahr später ist im Großraum Tokio die Super Urban Intelligent Card herausgebracht worden. In Singapur profitieren die Menschen von der EZ-link-Karte, während in London seit 2003 die Oyster Card begeistert. Die Easycard ermöglicht in Taipeh ein bargeldloses Bezahlen und in den Niederlanden wird sie OV-chipkaart genannt. In Atlanta existiert die Breeze Card und in der brasilianischen Metropole São Paulo die Bilhete Único.